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@ Die Friedenstaube
2025-06-18 06:09:20Autor: Mathias Bröckers. Dieser Beitrag wurde mit dem Pareto-Client geschrieben und erschien zuerst auf dem Blog des Autors. Sie finden alle Texte der Friedenstaube und weitere Texte zum Thema Frieden hier.**
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Im September 2001 fiel dem gerade pensionierten Vier-Sterne-General Wesley Clark, der bis 2000 die NATO-Streitkräfte in Europa befehligt hatte, der Unterkiefer nach unten, als er kurz nach den Anschlägen das Pentagon besuchte und ein alter Kollege aus dem »Joint Chiefs Of Staff« ihn in sein Zimmer zog:
»Ich habe gerade diesen Merkzettel aus dem Büro des Verteidigungsministers bekommen, und hier steht, wir werden sieben Länder angreifen und deren Regierungen innerhalb von fünf Jahren stürzen. Wir werden mit dem Irak beginnen und dann nehmen wir uns Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, den Sudan und den Iran vor, sieben Länder in fünf Jahren.«
Dass der ehrgeizige Zeitplan durchaus ins Stocken geraten könnte, hatte Bushs Vize Dick Cheney mit seiner Ankündigung klar gemacht, dass „dieser Krieg länger als eine Generation dauern wird“. 9/11 hatte dem neo-konservativen „Project New American Century“ (PNAC) das „katalysierende Ereignis“ geliefert, das dieser Think-Tank mit vielen Mitgliedern der Bush-Regierung 1999 als erforderlich angesehen hatte, um massive militärische Aufrüstung für eine globale „Full Spectrum Dominance“ durchzusetzen.
Nach dem Abhandenkommen des Großfeinds Sowjetunion drohten dem militärisch-industriellen Komplex erhebliche Umsatzeinbußen, die ohne eine neue Großbedrohung nicht wettzumachen waren. Bushs massive Aufrüstung bis 2009 wurde dann von seinen Nachfolgern noch einmal verdoppelt. Diese Anstrengungen im sogenannten „War On Terror“ haben seitdem Millionen Menschen das Leben gekostet oder in die Flucht getrieben und zahlreiche Länder verwüstet. Mit der Bombardierung des Iran am Wochenende nun wurde das “Sahnehäubchen” in diesem Eroberungsplan des US-Imperiums in Angriff genommen.
Dabei werden wie im Krieg gegen Irak angebliche “Massenvernichtungswaffen” als Begründung propagiert, die freilich in Teheran genauso wenig vorhanden sind wie 2002/2003 in Bagdad. Was Englands Tony Blair seinerzeit aber nicht von der Behauptung abhielt, sie könnten “in 45 Minuten” London erreichen und Europa erfolgreich zur Unterstützung des Kriegs zu treiben. So wie Israels Netanyahu und die US-Neocons seit 30 Jahren erzählen, dass iranische Atomwaffen in 3 Jahren…/3 Monaten/…3 Tagen einsatzbereit wären und man das Land deshalb “präventiv” angreifen müsse. Dazu schreibt der Nahost-Korrespondent und Pulitzer-Preisträger Chris Hedges :
"Warum also in den Krieg mit dem Iran ziehen? Warum aus einem Atomabkommen aussteigen, gegen das der Iran nicht verstoßen hat? Warum eine Regierung dämonisieren, die der Todfeind der Taliban ist, zusammen mit anderen Takfiri-Gruppen, einschließlich Al-Qaida und Islamischer Staat in der Levante (ISIL)? Warum eine Region weiter destabilisieren, die bereits gefährlich instabil ist?Die Generäle, Politiker, Geheimdienste, Neocons, Waffenhersteller, so genannten Experten, prominenten Experten und israelischen Lobbyisten wollen nicht die Schuld für zwei Jahrzehnte militärischer Fiaskos auf sich nehmen. Sie brauchen einen Sündenbock. Das ist der Iran.
Die demütigenden Niederlagen in Afghanistan und im Irak, die gescheiterten Staaten Syrien und Libyen, die Ausbreitung extremistischer Gruppen und Milizen, von denen viele ursprünglich von den USA ausgebildet und bewaffnet wurden, sowie die anhaltenden weltweiten Terroranschläge, müssen die Schuld eines anderen sein.Das Chaos und die Instabilität, die wir vor allem im Irak und in Afghanistan ausgelöst haben, haben dazu geführt, dass der Iran das dominierende Land in der Region ist. Washington hat seinen Erzfeind gestärkt. Es hat keine Ahnung, wie es das rückgängig machen kann, außer es anzugreifen.
Das Völkerrecht und die Rechte von fast 90 Millionen Menschen im Iran werden ignoriert, genauso wie die Rechte der Menschen in Afghanistan, Irak, Libyen, Jemen und Syrien ignoriert wurden. Die Iraner sehen die Vereinigten Staaten nicht als Verbündete oder Befreier an, egal was sie von ihrer Führung halten. Sie wollen nicht angegriffen oder besetzt werden. Sie werden Widerstand leisten. Und die USA und Israel werden dafür bezahlen."
Der Zahltag ist schon gekommen, die ersten Wohngebiete in Tel Aviv sehen bereits aus wie in Gaza, auch in vielen anderen Städten schlugen Raketen ein, der viel gepriesene “Iron Dome”, Israels Luftabwehrschild, ist ein Papiertiger und gegen die iranischen Raketen weitgehend machtlos, wie der Einschlag von zwei hypersonischen Raketen in einem Kraftwerk in Haifa zeigt. Die am Freitag vermutlich per Sabotage ausgeschaltete iranische Luftabwehr war nach 8 Stunden wieder in Takt und meldete den Abschuss von mittlerweile drei israelischen F-35-Jets. Über Teheran war es in der Nacht zum Montag weitgehend ruhig, während es in Israel überall Drohnen und Bomben hagelte und der iranische Revolutionsrat mitteilte, dass diese Angriffe unvermindert weitergehen werden. Da der Iran über 20.000 Cruise Missiles verfügt ist das keine leere Drohung. Auch wenn Israel mit seinem unprovozierten Angriff weiterhin großen Schaden im Iran anrichten kann, sind die Gegenschläge weitaus effektiver, denn der Iran ist fast so groß wie ganz West-Europa, Israel inklusive der besetzten Gebiete hingegen kaum größer als Hessen. Und so geht der große zionistische Jammer schon nach drei Tagen los, fliegender Kostümwechsel vom Täter zum Opfer, vom Völkermörder zum Unschuldslamm, nach bewährter Dramaturgie: “There`s No Business Like Shoa-Business”.\ \ Wie weit sich Donald Trump weiter in das Drama hineinziehen lässt, ist im Moment noch unklar. Aktuell könnte er sich noch mit der Ausrede “Ich habe Bibi davor gewarnt anzugreifen, aber er wollte nicht hören” aus der Affäre ziehen, wenn aber jetzt US-Flugzeugträger und NATO-Tankflugzeuge anrücken, um Israels Angriffskrieg zu unterstützen, ist es sein Krieg. Und der zweite, den er militärisch nicht gewinnen kann. Die tapferen Houthis im Jemen konnten die USS “Eisenhower” mit ihren Drohnen nur aus dem Roten Meer verjagen, die iranische “Fattah-2” indessen könnte solch ein Dickschiff mit einem Schlag versenken. Und dann?
USA und NATOstan haben keine zwei Millionen Truppen für eine Invasion des Iran parat und Israel kann seine “Samson-Option” – einen Nuklearschlag – nur um dem Preis des eigenen Untergangs wählen, denn Pakistan hat für diesen Fall bereits zugesichert, dem iranischen Nachbarn mit einem nuklearen Gegenschlag beizustehen. Also bleibt nur, einen regime change mit Raketen auf die Zivilbevölkerung Teherans herbei zu bomben – wie in Beirut versucht, allerdings mit dem Unterschied, dass man es aufgrund der iranischen Verteidigungs-und Angriffsfähigkeit mit einem Gegner auf Augenhöhe zu tun hat, der zudem mit Russland und China zwei Supermächte im Rücken hat. Und einem Abnutzungskrieg weitaus gelassener entgegensehen kann als Israel, das weiter auf Teheran feuert und weiter von iranischen Raketen getroffen wird.
https://x.com/jacksonhinklle/status/1934355463920873736
Kann Trump wie gegen Russland “bis zum letzten Ukrainer” nun im nächsten Proxy-Krieg bis zum letzten Israeli kämpfen lassen, ohne aktiv einzugreifen? Oder hat er die vor der Pensionierung stehende USS Nimitz Richtung Israel geschickt, um sie als Protagonisten für ein neues Pearl Harbor zum Abschuss freizugeben – durch Israel für eine “false flag”? – und dann TV-gerecht in einen “full blown war” gegen ein “Terrorregime” mit “Massenvernichtungswaffen” einzusteigen?\ Wo Psychopathen agieren, wie der fanatische Führer eines Schurkenstaats und der schizoide “Heute Will Ich Frieden/Morgen Will Ich Krieg”-Rumpelstilzchen-Herrscher eines niedergehenden Imperiums, sind rationale Prognosen schwierig. Iran scheint, ähnlich wie Russland, auf die Provokation nicht mit einem Donnerschlag zu reagieren, sondern mit fortgesetzten Nadelstichen auf Demilitarisierung des Gegners zu setzen – denn es ist nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis diesem die Abwehrraketen ausgehen. Was Netanjahu heute den Bürgern Teherans empfahl – sich gegen ihre Regierung zu erheben – wird ihm dann eher selbst geschehen, und auch Trump kann einen weiteren ungewinnbaren Krieg politisch nicht überleben.
Das Jahrtausende alte persische Reich gilt historisch als Friedhof der Imperien, seit Alexander dem Großen haben sich alle Kolonisatoren die Zähne daran ausgebissen, das Volk der Perser zu unterwerfen. Zuletzt hatte es das anglo-amerikanische Imperium 1953 versucht, als man den demokratischen Präsidenten durch den Marionetten-Diktator Reza Pahlevi ersetzte, der aber 1979 (samt BP, Chevron & Co.) von der islamischen Revolution wieder verjagt wurde. Seit damit der Ölreichtum des Landes wieder der Bevölkerung zu Gute kommt stehen die politischen und religiösen Führer ganz oben auf den Abschusslisten von CIA, MI6 und Mossad, Regime change im Iran ist seit 30 Jahren der feuchte Traum der US-Neocons, von denen einige wie “The Onion” meldet, nach Israels Überraschungsangriff wegen Dauererrektion im Krankenhaus behandelt werden mussten. Wenn der wahnsinnige Traum aber mit der Realität kollidiert und eskaliert – mit einem Hiroshima hoch x im Mittleren Osten – wird Persien einmal mehr zum Friedhof für imperiale Eroberer.
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Der “Shock & Awe”-Überaschungsangriff Israels hat nicht dazu geführt, dass die Iraner gegen ihre Regierung aufstehen oder gar den im Exil lebenden Sohn des Ex-Diktators Pahlevi als Marionette zurück wünschen, sondern im Gegenteil zu allgemeiner Unterstützung der Bevölkerung; geschockt und erschrocken sind dagegen die Israelis über die permanent einschlagenden Raketen. Bei den ersten Gegenschlägen hatte der Iran noch eher altes Material zum Einsatz gebracht, von dem ein großer Teil von der Luftverteidigung abgefangen werden konnte, am Dienstag aber schlugen bereits 5 Raketen in Tel Aviv ein, am helllichten Tag, auch das Mossad Hauptquartier scheint getroffen worden zu sein.
Und was empfiehlt der Schizo-Commander in Chief? Teheran (12 Mio. Einwohner) evakuieren! Denn: “Iran cannot have a nuclear weapon!” Dass Iran solche Waffen gar nicht hat und auch nicht produziert, hatte Geheimdienstdirektorin Tulsi Gabbard zuletzt Ende März bekannt gegeben, was Generalisimo Donald jetzt aber vergessen hat und zusammen mit Herodes 2.0 aka “Bibi Satanjahu” im Heiligen Land auf dem Highway To Hell durchstartet…
Mathias Bröckers, Jahrgang 1954, ist Autor und freier Journalist. Er gehörte zur Gründergeneration der taz, war dort bis 1991 Kultur- und Wissenschaftsredakteur und veröffentlichte seit 1980 rund 600 Beiträge für verschiedene Tageszeitungen, Wochen- und Monatszeitschriften, vor allem in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Politik. Neben seiner weiteren Tätigkeit als Rundfunkautor veröffentlichte Mathias Bröckers zahlreiche Bücher. Besonders bekannt wurden seine internationalen Bestseller „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ (1993), „Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.“ (2002) und „Wir sind immer die Guten – Ansichten eines Putinverstehers“ (2016, mit Paul Schreyer) sowie "Mythos 9/11 - Die Bilanz eines Jahrhundertverbrechens" (2021). Mathias Bröckers lebt in Berlin und Zürich und bloggt auf broeckers.com.
Sein aktuelles Buch "Inspiration, Konspiration, Evolution – Gesammelte Essays und Berichte aus dem Überall" – hier im Handel.
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