
@ El Bitcoin Ambassa🦎
2025-06-09 09:15:05
DIE AMISCHEN
In den vergangenen Monaten schweifte mein Interesse zunehmend von Bitcoin betreffenden Kernthemen ab. Wirtschaft, sprich Makroökonomie langweilte mich und sog eher Energie aus mir, als dass ich in der Berichterstattung irgendeinen Mehrwert erkennen konnte.
Wir können den in Zeitlupe gegen die Wand fahrenden Fiat-Zug nicht stoppen. Wirtschaftsdaten werden ohnehin geschönt, im Verborgenen gehalten oder gänzlich eingestellt, Grüße an die Federal Reserve. Beim großen Knall, sollte er überhaupt eintreten, wird mein Interesse sowie die Berichterstattung sicherlich kurzfristig zurückkehren.
Meine dadurch verfügbar gewordene Zeit nutzte ich, um vor einigen Monaten abends vermehrt YouTube Videos zu konsumieren. Ich stieß dabei auf Peter Santenello, dem ich hiermit sehr danke. Peter ist ein reichweitenstarker Vlogger und bereist die USA. Er verfolgt das Ziel, alle Bundesstaaten und ihre Bewohner kennenzulernen. Dabei meidet er Großstädte und fährt lieber die ländlichen Gebiete an. Dank seiner Bekanntheit sind einige Menschen bereits im Vorfeld von seinen Reiseplänen informiert. Somit hat Peter regelmäßig hochinteressante Gesprächspartner. So auch in Holmes County, Ohio. Hier beginnt auch meine Reise, die Recherche-Reise.
Ähnlich wie Peter, fesselte mich das Interesse am Leben der Amishen vom ersten Moment, denn, wie sich so oft herausstellt, kannte ich allerhöchstens Partikel der Oberfläche über die Gesellschaft und Kultur der Amischen.
Die typischen Klischees eben:
“Die fahren nur Kutsche, lehnen sämtliche Technologien ab, sind rückständig usw.“
Beim Eintritt in diesen Kaninchenbau war mir natürlich noch nicht die Tragweite klar. Das Ausmaß meiner späteren Erkenntnis war noch nicht zu greifen.
Monate später: Ich habe zig Dokus verschlungen, öffentlich rechtliche, private (Dokus von Vloggern)
Ich bilde mir ein, nun über ein bedeutend klareres Bild zu verfügen und möchte berichten, inwieweit die Amishen sich die Attribute der Dezentralität zu Nutze machen.
Folge mir in den Kaninchenbau :)
DIE AMISCHEN
Wie immer, muss man zu Beginn in der Geschichte herumwühlen, um die Wurzeln zu greifen. Beginnen wir daher mit dem Jahr 1517.
1517? Moment… da war etwas…
31.10.1517 - nein, für die Veröffentlichung des Bitcoin White Papers sind wir Jahrhunderte zu früh, dennoch kennen viele dieses Datum natürlich gut:
Martin Luther schlägt 95 Thesen an die Schlosskirche Wittenberg
In der Folge bewirkte dies die Reformation und die Trennung von Staat und Kirche.
Vermutlich wählte Satoshi Nakamoto dieses Datum daher nicht zufällig.
Martin Luther stellte die Autorität des Papstes und bestimmte Praktiken der katholischen Kirche in Frage, insbesondere den Ablasshandel. Er betonte die alleinige Autorität der Bibel (Sola Scriptura) und die Rechtfertigung allein durch den Glauben (Sola Fide). Seine Übersetzung der Bibel ins Deutsche hatte enormen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache und ermöglichte es dem Volk, die Heilige Schrift selbst zu lesen. Bis heute lesen und lehren alle Amischen übrigens die originale deutsche Luther Bibel.
Was bewirkte Luther?
Er inspirierte:
-Die Entstehung des Protestantismus und verschiedener protestantischer Kirchen (Lutheraner, Reformierte, etc.).
-Andere Reformatoren wie Johannes Calvin und Ulrich Zwingli, obwohl diese auch eigene theologische Akzente setzten.
-Bewegungen, die eine stärkere Betonung der Bibel und der persönlichen Glaubensbeziehung suchten, was indirekt auch spätere Strömungen wie Teile des Puritanismus und die Täuferbewegung beeinflusste (obwohl diese sich unabhängig entwickelten).
-Das theologische Denken und die Kirchenlandschaft in Europa und später in der Welt nachhaltig.
-Das Individuum in seinem Gewissen vor Gott und trug so zu einem veränderten Menschenbild bei.
Um uns langsam den Amischen zu nähern, müssen wir noch einen Zwischenschritt besprechen.
Bereits acht Jahre nach Luthers Thesen entstand in der Schweiz die sogenannte Täuferbewegung (Anabaptisten). Man kann deren Entstehung ziemlich gut auf das Jahr 1525 festnageln. Auch die Amische Chronik “Unsere Leit” bestätigt dieses Jahr.
Sie lehnten im Gegensatz zu Martin Luther die Kindertaufe ab und forderten eine Taufe auf freiwilliger Glaubensbasis. Die Entscheidung, der Kirche beizutreten, sollte bewusst getroffen werden können, also als Erwachsener Mensch.
Genauer gesagt markiert die erste Erwachsenen-Taufe am 21. Januar 1525 den Beginn der Bewegung. An diesem Tag tauften eine Gruppe radikaler Reformatoren, darunter Konrad Grebel, Felix Manz und Georg Blaurock, einander in Zürich, nachdem sie sich von der reformierten Kirche unter Ulrich Zwingli abgespalten hatten.
Trennung von “Staat, Geld” und Kirche
Täufer forderten eine klare Trennung zwischen weltlicher und geistlicher Autorität. Sie lehnten die Einmischung des Staates in Glaubensfragen ab und verweigerten anders als Luther oft den Eid oder militärische Dienste. Die Täuferbewegung breitete sich schnell in der Schweiz, Süddeutschland, Österreich und dem Elsass aus, trotz heftiger Verfolgung durch katholische und protestantische Behörden. Zürich gilt somit als Geburtsort der Täuferbewegung.
DIE MENNONITEN
Die Mennoniten und Amishen haben gemeinsame Wurzeln in der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts, unterscheiden sich jedoch in ihrer Lebensweise, Glaubenspraxis und Haltung zur modernen Welt.
Der Begründer der Mennoniten ist Menno Simons (ca. 1496-1561).
Menno Simons war ein ehemaliger katholischer Priester aus Friesland (heutige Niederlande/Norddeutschland), der sich um das Jahr 1536 der Täuferbewegung anschloss. Menno Simons spielte eine entscheidende Rolle bei der Organisation und Konsolidierung der gewaltlosen Täufer nach den dramatischen Ereignissen von Münster (dem sogenannten Täuferreich von Münster Februar 1534 bis Juni 1535). Seine Lehren und Schriften prägten die Bewegung so stark, dass ihre Anhänger bald als "Mennoniten" bekannt wurden, um sich von anderen, gewalttätigeren Täufergruppen abzugrenzen.
Anmerkung: Das "Täuferreich"
Radikale Umgestaltung: Unter der Führung von Jan Matthys und später Jan van Leiden wurde die westfälische Stadt Münster zu einem theokratischen Staat.
Vertreibung der "Gottlosen": Nicht-Täufer (Katholiken und Lutheraner) wurden aus der Stadt vertrieben oder zur Taufe gezwungen.
Gütergemeinschaft: Das private Eigentum wurde abgeschafft, und eine Art Gütergemeinschaft wurde eingeführt. Geld wurde verboten.
Polygynie (Vielweiberei): Jan van Leiden führte die Polygynie ein, was besonders schockierend für die Zeitgenossen war und oft als Zeichen des Verfalls und der Perversion der täuferischen Lehre angesehen wurde. Er selbst nahm zahlreiche Frauen.
Königreich Zion: Jan van Leiden rief sich zum König des "Neuen Jerusalems" oder "Königreichs Zion" aus und herrschte mit diktatorischer Gewalt.
Apokalyptische Erwartung: Die Täufer lebten in der Erwartung des nahen Weltuntergangs und der Wiederkunft Christi.
Durch dieses Terrorregime erlangte die Täuferbewegung einen extrem schlechten Ruf. Es ist anzunehmen, dass aufgrund der Ereignisse des “Täuferreichs” die Verfolgungen und Verurteilungen der Täufer zunahmen. Die breite, öffentliche Meinung gegnüber den Täufern wurde immer feindseliger.
Das rief Gewalt ablehnende Täufer wie Menno Simons auf den Plan, die versuchten dieses Image umzukehren. Mit eher geringem Erfolg.
Es erinnert mich persönlich an das Dilemma, Menschen zu erklären, dass der Stromverbrauch des Bitcoin Netzwerks sogar zuträglich ist, wohingegen die breite Masse den unfassbar schlimmen “Energieverbrauch ganzer Länder” vorgegaukelt bekommt und dieses Narrativ glaubt.
Im nächsten Teil werden wir uns der Entstehungsgeschichte der Amischen zuwenden und erfahren, wann, wohin und warum Amische dorthin auswanderten…
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