-
@ Georg Ohrweh
2025-05-24 09:35:09„Aaaach, was für ein herrlicher Tag!“
In Berlin geht man hochmotiviert an die Arbeit, in der tiefen Überzeugung stets die richtigen Entscheidungen zu treffen, die Steuern der Einzahler ausschließlich für wohlüberlegte, notwendige Investitionen auszugeben und Entscheidungen zu treffen, die im dem Umfeld, in dem man sich bewegt, als höchst sinnvoll erachtet werden. Zustimmung von allen Seiten, dann muss es ja richtig sein.
Man fährt im Dienstwagen ins Regierungsviertel, sieht die vielen geschäftigen Menschen, wie sie ebenfalls zur Arbeit eilen. Man freut sich darüber, dass alles so gut läuft, dank der überragenden Kompetenz, die man einbringen darf und die das alles ermöglicht.
In Gedanken klopft man sich auf die Schulter und sagt sich im Stillen: „Bist schon ein geiler Typ, der richtig was bewegen kann, bewegen kann.“
Man hat auch schon erkannt, dass die zunehmende Kriminalität, vorzugsweise mit einem unsachgemäß gebrauchten Messer, durch den schlechten Einfluss der sozialen Medien entstanden ist und schon entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht, um das durch geleitete Meinungsäußerungen, selbstverständlich zum Wohle aller, zu unterbinden. Man ist ja nicht umsonst in diese verantwortungsvolle Position gelangt. „Endlich am Ziel!“
„Messerattacken sind unschön, unschön, aber man muss auch berücksichtigen, dass viele der Attentäter und Attentäterinnen in ihren Herkunftsländern Schlimmes erlebt haben und dadurch traumatisiert wurden. Den betroffenen Traumaopfern kann ja nichts Besseres passieren, als in eine deutsche Psychiatrie zu kommen, wo sie die allerbeste Therapie erfahren, um wieder glückliche Menschen der Gesellschaft zu werden.
** **
Und jeder, der nicht die große soziale Aufgabe erkennt, die wir uns gestellt haben und auch effizient umsetzen, muss es eben noch besser erklärt bekommen, erklärt bekommen. Daran müssen wir noch arbeiten. (Muss ich mir notieren, damit ich meinem Sekretär die Anweisung erteile, das in die Wege zu leiten). Und jeder, der sich dagegen sträubt, zeigt damit eindeutig, dass er zum rechten Rand gehört. Was denen nur einfällt? Da müssen klare Zeichen gesetzt werden, und das muss unter allen Umständen unterbunden werden, unterbunden werden.
** **
Sowas schadet der Demokratie, es delegitimiert sie“.
Zum Schutz der braven Bürger arbeitet man auch fleißig daran, Deutschland, in neuem Selbstbewusstsein, zur stärksten Kraft in Europa zu machen. Mit der Stationierung von deutschen Soldaten an der Ostfront, pardon, an der Ostflanke, zeigt man dem bösen, aggressiven Russen schon mal, was eine Harke ist. „Und das ist ja erst der Anfang, der Anfang. Warte nur ab!“
„Was noch? Ach ja, die Wirtschaft. Solange die nicht auf die Barrikaden geht, das sehe ich derzeit nicht, scheint es ja noch keinen akuten Handlungsbedarf zu geben. Darum kümmern wir uns später. Immerhin halten sich die Wirtschaftsprognosen in einem akzeptablen Rahmen und die Priorität (die kann auch nicht jeder richtig setzen) der Investitionen muss derzeit auf dem wichtigsten Bereich, der Aufrüstung liegen, Aufrüstung liegen. Schließlich werden wir bald angegriffen.
** **
Ich darf nicht vergessen, meinen Sekretär zu beauftragen, meine Bestellung im Feinkostladen abholen zu lassen, sonst gibt’s Zuhause Ärger. Ach ja, und die Anzüge und die Wäsche muss auch noch aus der Reinigung abgeholt werden. Darf ich nicht vergessen, nicht vergessen.
** **
Wie viele Reinigungen gäbe es nicht, wenn wir Politiker nicht wären, nicht wären. Viele sichere Arbeitsplätze, gut so!
** **
Was, schon da? Das ging aber heute schnell. Kein Stau. Ja, der Chauffeur ist schon ein Guter, der weiß, wo man lang muss, um Baustellen zu umfahren. Allerdings muss ich ihm bei nächster Gelegenheit noch einmal deutlich sagen, dass er bitte die Sitzheizung früher anzuschalten hat, anzuschalten hat! Dass der sich das immer noch nicht gemerkt hat, unmöglich!“
Wen wundert es, wenn in dieser Wonnewelt der Selbstüberschätzung von Unsererdemokratie gesprochen wird, so entrückt vom Alltag, in einem Raumschiff, dass völlig losgelöst von der Realität über allem schwebt.
„Ich müsste ja verrückt sein, wenn ich an diesen Zuständen etwas ändern wollte. Warum auch, es läuft doch und mir geht es doch gut. Ich habe ein gutes Einkommen, kann mir allerhand leisten, Haus ist bezahlt, Frau ist gut untergebracht, Kinder sind versorgt, wie die Zeit vergeht. Und wenn ich mal ausscheide, erhalte ich weiter meine Bezüge und muss nicht an mein Vermögen ran, man will ja auch den Kindern was hinterlassen. Schadet ja nicht, wenn ich mich etwas einschränke, und der eine oder andere Job wird schon an mich herangetragen werden, schließlich habe ich ja erstklassige Kontakte, die dem einen oder anderen sicher etwas wert sein werden.
** **
Na, dann woll’n wir mal wieder, woll’n wir mal wieder!“
Dieser Artikel wurde mit dem Pareto-Client geschrieben
* *
(Bild von pixabay)