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@ Die Friedenstaube
2025-06-03 07:31:24Autor: Andreas Hagen. Dieser Beitrag wurde mit dem Pareto-Client geschrieben. Sie finden alle Texte der Friedenstaube und weitere Texte zum Thema Frieden hier. Die neuesten Pareto-Artikel finden Sie in unserem Telegram-Kanal.
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Heute ist Karfreitag 2025, und ich beginne diese Zeilen um kurz nach 15 Uhr zu schreiben. Seit ich von der Friedenstaube gehört hatte, bastelte ich innerlich immer wieder an dem Text, der Ihnen heute vorliegt. Ich bin kein beruflicher Autor, aber ich möchte meinem Impuls folgen, meine Lebenserfahrungen zu teilen. In der Absicht, dass dieser Inhalt hilfreich in diesen schwierigen Zeiten wirkt.
Ich wurde recht katholisch erzogen in einem (Deutschen) Familiensystem, das von den Wirkungen des Zweiten Weltkrieges – gelinde gesagt – stark geprägt wurde. Was ich als Kind in den 70er Jahren nur über das Spüren wahrgenommen hatte, erklärte sich mir im Laufe meines Erwachsen-Werdens, vor allem über die Erzählungen meines Vaters. Heute bin ich Buddhist, und neben dem Verstehen empfinde ich immer größer werdendes Mitgefühl für meine Großeltern und deren Kinder, die mich auf die Welt gebracht haben.
Während des Krieges ging es in diesen beiden Familien vorrangig um Überleben, wie in vielen anderen Familien auch. Die Männer in Ihrer „Funktion“ an der Front – später dann physisch und psychisch schwer verletzt. Die Frauen auf sich gestellt mit Kindern, Armut, Hoffnungslosigkeit und existentiellen Ängsten ausgesetzt.
Diese Erlebnisse über Jahre hinweg und die daraus resultierenden inneren Zustände oder Gefühle meiner Ahnen sind in einer gewissen Art und Weise über mehrere Generationen hinweg bis in mein eigenes Körper-Geist-System weitergegeben worden. Was manche als kollektiv-psychologisches Phänomen mit dem Namen „German Angst“ beschreiben, möchte ich in den folgenden Zeilen unter dem Kontext einer fernöstlichen Sichtweise betrachten. Das scheint möglicherweise etwas ungewöhnlich, aber lassen Sie sich in der kommenden Lesezeit auf ein Denk-Experiment ein, das sich lohnen wird.
Ich spreche über das Prinzip des NICHT-TUNS, in der daoistischen Philosophie WU WEI genannt.
Betrachtet man das Phänomen der „German Angst“ unter Zuhilfenahme des Prinzips des Nicht-Tuns, kann man ein inhärentes Möglichkeitspotential darin entdecken. Das heißt, wir betrachten ein bekanntes Phänomen aus einer vollständig anderen Perspektive, und durch den etwas anderen Blick wird etwas sichtbar, was vorher schon da war, aber noch im Verborgenen.
Dieses in uns liegende Möglichkeitspotential kann uns in den kommenden Monaten hilfreich sein, um dem zu begegnen, was gerade in Deutschland und Europa stattfindet. Manche bezeichnen den aktuellen Prozess als Optimierung der Verteidigungsfähigkeiten, andere betrachten ihn als Kriegsvorbereitung, wobei die offenliegende, primäre Auswirkung der „German Angst“ als Durchsetzungswerkzeug nutzbar gemacht wird.
Aber erst einmal zurück zu Karfreitag vor über zweitausend Jahren: An jenem Nachmittag hing Christus am Kreuz angenagelt und absichtlich schwer verletzt (für Viele, damals wie heute, DER SOHN GOTTES und Ausdruck bedingungsloser Liebe). Wenn man sich in diese Situation hineinfühlt, wird das Leid schier unerträglich. Und ich bitte den Leser unabhängig von seiner Religion oder inneren Ausrichtung explizit, kurz innezuhalten und sich in diesen sterbenden Menschen hineinzuversetzen.
DAS war das letztendliche Ergebnis von KRIEG. DIE LIEBE wurde an ein Kreuz genagelt, mit einem Speer aufgespießt und dann starb sie – langsam und qualvoll.
Wenn man den Überlieferungen glaubt, waren einige seiner engen Schüler und Vertrauten ganz in der Nähe. Auch deren Gefühlswelt ist vom Leser nach zweitausend Jahren nachfühlbar, auch wenn es ähnlich schwierig ist.
Manch Historiker argumentiert, dass Jesus/Christus bereits einige Zeit vor diesem Ereignis wusste, welches „Ende“ ihm bestimmt war. So dann auch wohl seine engsten Vertrauten, vielleicht sogar die gesamte Essener-Gemeinschaft, aus der er stammte. Wenn dem so war, ist dieses Wesen in Klarheit und absoluter Hingabe in diesen unglaublich leidvollen Prozess gegangen.
Man kann auch rein gedanklich nachvollziehen, dass alle ihm nahestehenden Menschen schwierige Gefühle wie Verzweiflung, Ohnmacht und Wut in allerhöchster Ausprägung aushalten mussten. Nicht nur an diesem Tag, sondern schon einige Zeit davor und noch lange danach. Diese Menschen waren allerdings von IHM ausgebildet, genauso wie Jesus selbst in hohen Weisheitslehren ausgebildet war.
Das macht hier den Unterschied aus, auf den ich hinweisen möchte.
Die Geschichte lehrt uns, dass er und seine Anhänger besondere Menschen waren. In diesem, für die Menschheit so einschneidenden und bis heute überlieferten Ereignis, war ein wesentlicher Bestandteil von absoluter Wichtigkeit für alle Beteiligten:
Das NICHT-TUN
Und ich bin der Meinung, dass dieses NICHT-TUN in unserer Zeitqualität immer noch ein wesentlicher Schlüssel für die Herausforderungen ist, vor denen wir heute und in nächster Zukunft stehen.
Was ist denn NICHT-TUN und wie unterscheidet es sich vom Nichts-Tun?
NICHT-TUN fängt an mit einer all-umfassenden Wahrnehmung von dem, was ist. OHNE direkte Reaktion.
Das Nichts-Tun hingegen fängt mit einer schnell eingeschränkten Wahrnehmung an – der Einschränkung gehen meist schwierige Gefühle voran, gegen die ein Mensch automatisch Widerstand aufbaut. Oftmals bekommen wir davon auch überhaupt nichts mit und es gibt meistens Trauma in der Vergangenheit als Hintergrund oder Ursache.
Bei gewaltigen Ereignissen mit hohem psycho-energetischem Impact reagieren Lebewesen relativ umgehend entweder mit Totstellen, Flucht oder Kampf. Es sind alles auto-reaktive Muster, die in unserem zentralen Nervensystem einprogrammiert sin, und dementsprechend sind sie schwer zu umgehen. ANGRIFF, DROHENDER TOD und KRIEG sind z.B. solche gewaltigen Ereignisse.
Wie oben beschrieben, wirken VERGANGENE Angriffe oder Kriege in unserem Körper-Geist-System nach, sogar generationenübergreifend (in unserem Denkexperiment die „German Angst“). Dementsprechend greifen die auto-reaktiven Muster auch bereits in einem VOR-KRIEGS-ZUSTAND, ohne dass Menschen das möglicherweise bewusst mitkriegen.
Ich ordne alle diese automatischen Reaktionen hier dem Nichts-Tun zu. Alle haben zwar den Überlebenstrieb gemeinsam und machen für ein Individuum Sinn. Aber in der kollektiven Situation, in der wir uns gerade befinden, sind sie alle kontraproduktiv.
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Sich in der aktuellen politischen Situation totzustellen, ist sozusagen ein EXIT des Individuums und es wird nichts, absolut gar nichts zur Verbesserung unser aller Situation beitragen. Die Flucht ist ähnlich zu bewerten – das Individuum rettet sich möglicherweise. Aber es trägt auch nichts zur Heilung oder konstruktiven Verbesserung der (kollektiven) Weltlage bei. Der Kampf, also die sofortige Mobilmachung zur Bekämpfung der widerständigen Gegenkräfte ist zwar eine Form von Tun, aber sie mündet letztendlich im Nichts: Zwei Gegner wollen sich vernichten, bis ein Stärkerer gewinnt – leider ignoriert dieser Automatismus in diesem Momentum, unter welchen Rahmenbedingungen der Gewinner nach dem Überleben weiterleben könnte (oder auch nicht).
Um wieder den Bogen zum Beginn des Christentums und auch zum NICHT-TUN der damaligen Beteiligten zu spannen: Trotz der schwer aushaltbaren Gefühle, hat Christus dieses Schicksal angenommen – ebenso seine Liebsten. Sie nahmen das, was war, in einem ersten Schritt ohne sofortige, automatisierte Reaktion an.
Allerdings waren sie sich allem und vollständig bewusst darüber, was die Situation und das Leben bereitstellte. Die Achtsamkeit nicht nur auf das gelenkt, was gerade schmerzhaft und unaushaltbar war, sondern auf das darüberliegende Größere. Auf die Inhalte, die Christus bzw. die Liebe selbst sie gelehrt hatte:
Sie hielten still. Und sie gingen sehr, sehr bewusst aus dem (inneren und äußeren) Kampf hinaus. Auch wenn sie ihn scheinbar verloren hatten.
Weil genau das der Menschheit gelehrt werden sollte.
Wenn Menschen in vollumfänglicher Wahrnehmung dessen, was ist (und ohne Widerstand dagegen), still sein können, entsteht ein ganz besonderes Momentum. Man bezeichnet das auch als Präsenz. Präsenz kann in Bruchteilen von Sekunden entstehen. Aber man muss es eben auch erlernen.
Wenn die Energie eines Angreifers auf ein solches menschliches Energiefeld trifft, wird Angriffsenergie als erstes SICHTBAR. Bei einigen realisierten (Kampfkunst-) Meistern kann das beobachtet werden. Diese haben es geschafft, Ihren inneren Kampf aufzugeben. Solche Menschen werden faktisch unangreifbar, denn die Energie des Angriffs prallt an deren ausbalancierten Energiefeld ab und wendet sich gegen den Angreifer selbst. Dieser erfährt die Wirkung seiner Handlung dann am eigenen Selbst und stellt in der Regel diesen sinnlosen Akt ein. Solche Menschen haben über den Weg des Nicht-Tuns inneren Frieden kultivieren können, der sich danach auch im Außen manifestiert.
In diesem Zustand findet die Energie sozusagen ohne unseren Willen Ihren klaren und eindeutigen WEG. Im einfachen Fall, beendet es den Kampf, im besten Fall wird die Energie zum Guten umgelenkt und der natürliche Zustand von Frieden entsteht durch die notwendige Bewegung der Energie in die richtige Richtung.
Es ist für uns als Gesellschaft möglich, diese Erkenntnisse in das kollektive Geschehen von KRIEG, KRIEGSVORBEREITUNG und den gerade wirksamen Aspekten der „German Angst“ einwirken zu lassen.
Hierin liegt eine enorme Transformationskraft. Denn wie in einem individuellen Trauma Lebenskraft unterdrückt und bis zur Heilung/Auflösung nicht verfügbar ist, ist es auch bei unserem kollektiven Trauma. Die Chance dabei: Es sind starke Wirk-Kräfte gebunden, die wir als Gesellschaft für einen positiven Wandel zum Frieden hin freisetzen können. Für diese Freisetzung benötigt es Klarheit, Willen und vor allem Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen.
Wir sollten uns in einem ersten Schritt bewusst werden, was gerade ganz individuell in unserem Inneren stattfindet. Welche Form des Nichts-Tuns herrscht gerade und warum herrscht sie eigentlich über uns? Welche Automatismen/Muster sind gerade aktiv?
Nehmen wir das doch zuallererst in unsere Verantwortung und werden wir still damit.
Ebenso sollten wir uns als Teil des Menschheitskollektives genau dessen bewusst sein, was gerade im Außen geschieht. Schauen wir uns aus unserer kultivierten Stille heraus an, dass sich Kampf bzw. Krieg anbahnt, an manchen Fronten ist er bereits aktiv. Durch die Bewusstwerdung dessen, wird er SICHTBAR, mit allen seinen Mechanismen und seinen Schatten.
Nehmen wir diese Verantwortung für uns selbst wahr, gibt es dieses besondere Momentum, in dem der Weg der Energie sich wie von selbst verändert. Und das kann man nicht gedanklich vorausplanen. Sie verändert sich aber in dem Sinne, dass alle notwendigen Bewegungen den NATÜRLICHEN ZUSTAND wiederherstellen wollen.
Das würde dann also nicht nur für das wahrnehmende Individuum, sondern für alle Beteiligten erfahrbar werden. Seien es die normale Bürger, repräsentative Regierungsteile oder bereits aktive Kriegsgegner. Es wäre für uns erfahrbar, wie wenn eine unsichtbare Intelligenz oder das Eine, große Ganze zum Wohle bzw. Zusammenfügen von allem gerade Getrennten wirken würde. Die Auswirkung davon würde letztendlich FRIEDEN sein. Und es würde uns vorkommen, wie ein Wunder, auf das wir schon lange warten und an das wir nicht mehr geglaubt hatten.
In dem Momentum der Präsenz im NICHT-TUN entsteht außerordentliche Klarheit und ganz eindeutiges Handeln. Die Wirkung ist immer individuell und kollektiv.
NICHT-TUN ist Friedensarbeit und beginnt immer bei uns selbst.
In den info-energetischen Mustern in unserem Körper-Geist-System, die das Phänomen „German Angst“ uns beschert hat, sind eben auch Lösungsmöglichkeiten enthalten, die die kriegsgeschundenen Generationen vor uns in der Reflektion nach den Ereignissen des zweiten Weltkrieges sozusagen erarbeitet haben. Und die Klarheit darüber, was diese Generationen vor uns hätten besser machen können, ist ebenso wie die angstgetriebenen Verhaltensautomatismen kollektiv zugänglich.
Sie hatten es damals leider noch nicht geschafft, bevor die Spirale des Kampfes völlig in die Eskalation ging – obwohl es einige gab, die andere Wege versucht hatten. Aber sie hatten aus den schmerzhaften Ereignissen gelernt, und das steht uns jetzt zur Verfügung, wenn wir uns selbst spüren.
Die Erschließung dieses über Generationen gereiften, aber noch unerschlossenen Kraftpotentials wird möglich werden, wenn wir uns zu dem Trauma hinwenden, das uns aktuell so sehr Angst macht. Wenn wir uns ihm zuwenden und für uns selbst Verantwortung übernehmen, wird es Anderen nicht mehr möglich sein, unsere Ängste für Ihre selbst angstbasierten Kampfhandlungen nutzbar zu machen.
Je mehr wir uns unserem eigenen verwundeten Kern zuwenden, desto heiler, desto klarer und desto kraftvoller werden wir. Die Menschheit kann sich selbst befreien.
Und vor zweitausend Jahren war da einer, der wusste, dass wir es irgendwann können werden.
Mögen wir in der Tiefe unseres Selbst unseren natürlichen Zustand wieder finden und unsere Welt in friedlichen Miteinanders neu gestalten.
Andreas Hagen hat Deutschland noch während der Corona-Zeit verlassen und lebt seitdem mit seiner Familie glücklich auf einem Bauernhof oberhalb Basel in der Schweiz.
Er ist Gründer des nidoki-Projektes (www.nidoki.de) und vermittelt interessierten Menschen Qi Gong, Jing Qi und K.I. (Körperintelligenz) in Gruppensettings. In kleinem Rahmen trägt er in Einzelsettings mit Hilfe der traumasensiblen Methoden der neurosystemischen Integration zur Verbesserung der Selbstregulation von Menschen in diesen herausfordernden Zeiten bei.
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